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Dienstwege

     
           
 

Dienstwege. Die ETH verwalten

Requisiten des Verwaltungsalltags: Blumenvasen, Wanduhr, Sitzungstisch.
Requisiten des Verwaltungsalltags: Blumenvasen, Wanduhr, Sitzungstisch.
Dienstwege an der technischen Hochschule Zürich mögen langwierig sein – langweilig werden sie nur dann, wenn sie problemlos funktionieren. Einen effizienten Hochschulbetrieb zu gewährleisten, ist eine grosse Herausforderung. Die Verwaltungsarbeit spielt sich gegenüber Lehre und Forschung im Hintergrund ab, die Öffentlichkeit sieht wenig davon. Dies kann sowohl zum Vorwurf der Intransparenz führen als auch dazu, dass unsichtbar bleibt, wie sehr der Lehr- und Forschungsalltag auf die Verwaltung angewiesen ist.

Unmittelbar nach Gründung der ETH stand auch für die Verwaltung vor allem die Abstimmung der internen Organisation mit den an die Schule herangetragenen Ansprüchen aus Politik, Wissenschaft und Industrie im Zentrum: Es ging um die Definition eines Leistungsprofils. Schon bald zeigte sich, dass die Arbeiten an diesem Profil nie abgeschlossen werden können. Die Dauerrevision der einmal etablierten Ausbildungsinhalte und Organisationsformen ist der verwalterische Normalfall.

   
  !!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!    
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Dienstwege

     
           
 

Hochschulverwaltung: Eine endlose Aufgabe

Lange Wege und endlose Aufgaben. Aufnahme um 1900.
Lange Wege und endlose Aufgaben. Aufnahme um 1900.
Es sei ein "schweres und nicht endendes Studium, die Frage der besten Organisation höherer technischer Unterrichtsanstalten!" diktierte Schulratspräsident Karl Kappeler anlässlich der Wiener Weltausstellung 1873 einer interessierten internationalen Öffentlichkeit ins Notizbuch. Dieser Seufzer kann als Leitmotiv einer Geschichte der ETH-Führungsriege gelten. Tatsächlich stehen dauernd Berufungen an. Finanzielle Mittel müssen akquiriert, sichergestellt und verteilt werden. Eine Infrastruktur, Räume und Organisationseinheiten sind zu schaffen, zu bewirtschaften und regelmässig darauf zu prüfen, ob sie noch den an sie gestellten Anforderungen entsprechen. Studierende sind nach Stunden- oder Prüfungsplänen zu verteilen. Und nicht zuletzt sollen Diplomanden an der ETH gehalten oder – ausreichend mit Wissen und Können versorgt – in der Berufswelt untergebracht werden.
   
 
   
 
 
 
 
 
 
   
 
 
 
 
 
 
   
 
 
 
 
 
   
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Dienstwege

     
           
 

Hochschulstatus und betriebliche Selbstständigkeit

Unter den deutschen Hochschulen des
19. Jahrhunderts wurde die "akademische Freiheit" hoch gehalten. Die Universitäten verstanden sie vor allem als politische Autonomie gegenüber dem Staat. Auf solch eine klare Abgrenzung konnte das Polytechnikum in den ersten fünfzig Jahren seines Bestehens nicht pochen. Dafür war der hochpolitische Gründungskontext ebenso verantwortlich wie die bundesstaatliche Vorgabe, die Lehrpläne an den vielfältig artikulierten Praxisbedürfnissen auszurichten: Die ersten Studienpläne der Abteilungen schrieben den Lehr- bzw. Lernstoff für Studierende und Professoren genau vor. Erst mit dem langsamen Aufstieg der Forschung hielt auch die Lehrfreiheit Einzug in die Reglemente.

Der Ausbau der Forschungsinfrastruktur war damit nicht nur eine Prestigeangelegenheit für einzelne Disziplinen, sondern kam dem Polytechnikum insgesamt zugute. Aus der Schule wurde eine Hochschule. Betriebliche Selbstständigkeit und die Qualität der Serviceeinrichtungen flankierten den Statusgewinn. Ziel war es, den Wissenschaftlern rundum komfortable Arbeitsbedingungen zu bieten.

   
 
   
 
 
 
 
 
 
   
 
 
 
 
 
 
   
 
 
 

 
 
   
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Dienstwege

     
           
 

Die Ressource Student

Das Polytechnikum hatte sich in die bestehende kantonal organisierte schweizerische Schullandschaft zu integrieren. Die Anschlussstellen an den neuen Bildungsweg sollten sozial durchlässig sein, dabei aber auch das anvisierte Ausbildungsniveau sichern. Die liberale Gestaltung der Zutrittsbedingungen kannte unterschiedliche Begründungen. In den 1880er-Jahren etwa stellte man den elitären französischen Grandes Ecoles eine "republikanische" Gesinnung gegenüber.

Die Öffnung der ETH in den 1950er- und 1960er-Jahren dagegen wurde vor allem ökonomisch gerechtfertigt. Schliesslich stellten – gute! – Studierende bzw. Absolventen eine zentrale Ressource für Hochschulen und Unternehmen dar. Um die Rekrutierungsbasis entscheidend verbreitern zu können, musste die äusserst wirksame Selektion nach Geschlecht als problematisch erkannt werden: Erst jetzt fiel negativ auf, dass Frauen von ingenieurwissenschaftlicher Bildung bisher weitgehend ausgeschlossen geblieben waren.

   
 
   
 
 
 
 
 
 
   
 
 
 
 
 
 
   
 
 
 
 
 
   
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Dienstwege

     
           
 

Kommunikation organisieren

"Interne Vielfachtelephonie - Versuche mit kleiner automatischer Telephon-Zentrale der Fa. Hasler AG". Aus einer Selbstdarstellung des Instituts für Hochfrequenztechnik, 1941.
"Interne Vielfachtelephonie - Versuche mit kleiner automatischer Telephon-Zentrale der Fa. Hasler AG". Aus einer Selbstdarstellung des Instituts für Hochfrequenztechnik, 1941.
Die ETH-Schulleitung muss den Informationsfluss zwischen Hochschulangehörigen, Behörden und Industrie gewährleisten, um Problemlagen aufspüren, Veränderungspotenzial erkennen und Entscheidungen treffen zu können. Die von Jakob Nüesch in seiner Abschiedsrede als ETH-Präsident 1997 vorgetragene Überzeugung, dass "Funktionalität, basierend auf einem adäquaten Rollenverständnis" über Hierarchien und Prestigebedürfnissen stehe, ist ein ebenso alter wie frommer Wunsch in Sachen Organisationskultur. Abseits der formalen Kommunikationswege schleifen sich stets informelle Prinzipien ein. Autorität und Information verteilen sich nicht nur nach immer wieder neu gezeichneten Hochschulorganigrammen, so mitspracheorientiert sie auch sein mögen. Sie sind auch nach wissenschaftlicher Reputation, dem Senioritätsprinzip oder persönlichen Netzwerken organisiert.
   
 
   
 
 
 
 
 
 
   
 
 
 
 
 
 
   
 
 
 
 
 
   
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Dienstwege

     
           
 

Datenverwaltung und Informationsflüsse

Wiederauffindbarkeit vor den Datenbanken. Katalogsaal der ETH-Bibliothek 1957.
Wiederauffindbarkeit vor den Datenbanken. Katalogsaal der ETH-Bibliothek 1957.
Das 1980 beschlossene "Computer-Konzept 80er Jahre" formulierte als Zielvision, was sich seit Mitte der 1960er-Jahre anbahnte: die Elektronisierung der Hochschule. 1984 waren die PCs oder "Arbeitsplatz-Rechner" in den Laboratorien und Büros angekommen. Rund um das Rechenzentrum entwickelten sich Projekte, die den Alltag in Verwaltung, Forschung und Lehre gleichermassen erfassten und revolutionierten. Das Netzwerkprojekt KOMETH verkabelte ab 1981 die Hochschulräume, hatte 1984 bereits 3200 Büros erreicht und den Anschluss an das europäische Forschungsnetz EARN geschaffen: "Von dort über ARPANET oder BITNET können die elektronischen Briefkästen vieler Kollegen in den USA erreicht werden", hiess es im ETH-Jahresbericht 1985.

ETHICS bot ab Mitte der 1980er-Jahre einen interaktiven Bibliothekskatalog. Der Schlachtruf IDA "Informatik dient allen" holte zwischen 1986 und 1991 die Computer auch in die Lehre und erhöhte laut Umfragen die von Studierenden wöchentlich am Computer verbrachte Zeit von zwei auf acht Stunden.

   
 
   
 
 
 
 
 
 
   
 
 
 
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Dienstwege

     
           
 

Hochschulautonomie

Immer stufengerecht: Einsamkeit und Freiheit in der Autonomie.
Immer stufengerecht: Einsamkeit und Freiheit in der Autonomie.
In den 1990er-Jahren nahm die Rede von der Hochschulautonomie einen neuen Aufschwung. Sie kennt allerdings im Vergleich zum klassischen Konzept der akademischen Freiheit signifikante Verschiebungen. Heute wird unter dem Begriff eine Verbetriebswissenschaftlichung der Universität diskutiert. Auf Instituts- und Professorenebene erscheint dies nicht völlig abwegig: Der Gedanke der leistungsbezogenen Mittelzuweisung bei gleichzeitiger Budgetautonomie und die Aufforderung zum "Selbstmanagement" beruhen auf den Ideen von Eigenverantwortlichkeit und Erfindungsreichtum. Beide Eigenschaften waren im traditionellen bürgerlichen Wertesystem weit oben angesiedelt. Und sie hatte es auch schon gebraucht, um die akademische Freiheit auf der individuellen Ebene als Forschungsfreiheit positiv zu begreifen und wertzuschätzen.