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ETHistory 1855-2005 | Besichtigungen | Orte | Escher Denkmal |

Das Escher Denkmal

Am 19. April 1854 fiel eine wichtige Entscheidung. Der Grosse Rat des Kantons Zürich beschloss, die eidgenössische polytechnische Schule nach Zürich zu holen. Als national unbestrittenen Sitz der neuen Hochschule musste in Zürich zunächst lokaler Widerstand überwunden werden. Alfred Escher stand an der Spitze der Befürworter.

"Aut Caesar aut nihil" ereiferte sich die Eidgenössische Zeitung, das Organ der Zürcher Konservativen, am 8. Februar 1854. Das hiess etwa so viel wie: entweder die eidgenössische Universität oder gar nichts. Am Vortag war der Nationalrat dem Ständerat gefolgt und hatte beschlossen, in Zürich keine nationale Universität, sondern lediglich eine eidgenössische polytechnische Schule einzurichten. Eine "Satyre" auf die ursprüngliche Idee sei dies, wetterte die Eidgenössische Zeitung. "Wenn Zürich noch einen Funken Selbstgefühl im Leibe hat, so verbittet es sich ein Geschenk, das seinen Bestrebungen nicht entsprechen und das es überdies nur mit der Lästerung seines Namens erkaufen kann."

Alfred Escher, Zürcher Regierungsrat und Nationalrat, sah im Polytechnikum den zukünftigen "Mittelpunkt der industriellen Wissenschaften".
Alfred Escher, Zürcher Regierungsrat und Nationalrat, sah im Polytechnikum den zukünftigen "Mittelpunkt der industriellen Wissenschaften".
Gut zwei Monate später trat der Grosse Rat des Kantons Zürich zusammen. Nationalrat und Zürcher Regierungsratspräsident Alfred Escher, der sich während Jahren für eine nationale Hochschule eingesetzt und auch in der turbulenten Parlamentsdebatte vom Februar die Fäden gezogen hatte, brach eine Lanze für das Polytechnikum. Eine nationale Universität habe leider nicht erreicht werden können, aber man dürfe deshalb "den Werth des erhaltenen Gutes nicht verkennen". Die polytechnische Schule sei die erste derartige Anstalt in der Schweiz und dank ihrer reichen Ausstattung werde sie "besonders für die industrielle Schweiz wichtig, als Mittelpunkt der industriellen Wissenschaften". Der Rat liess sich überzeugen und beschloss am 19. April 1854, das eidgenössische Polytechnikum nach Zürich zu holen.

Hätte Zürich das Angebot abgelehnt, wäre Basel bereit gewesen. Dies hätte Escher und seine Zürcher Mitstreiter umso mehr geschmerzt, als Zürich auf nationaler Ebene unbestritten erste Wahl für die zu errichtende eidgenössische Hochschule war. Mit der Hochschule sollte die Limmatstadt 1854 nämlich für die Niederlage entschädigt werden, die sie sechs Jahre zuvor bei der Ausmarchung um die Hauptstadt erlitten hatte.

Zürich bekam die Schule aber nicht frei Haus geliefert. Stadt und Kanton mussten sich verpflichten, der neuen Schule Gebäude zu erstellen, einen Teil der jährlichen Kosten zu tragen sowie ihre wissenschaftlichen Sammlungen und Waldungen zur Verfügung zu stellen. Daraus ergab sich eine enge institutionelle Anbindung des Polytechnikums an seine Umgebung. Die Beziehungen der Anstalt zu Stadt und Kanton Zürich, aber auch zur Universität Zürich, mussten in den folgenden 150 Jahren immer wieder neu ausgehandelt werden. Die Entwicklung verlief nicht linear. Waren die Bindungen zu Beginn äusserst eng, wurden die gegenseitigen Verpflichtungen Anfang des letzten Jahrhunderts "ausgesondert". 1970 wurde der Auszug aus der Stadt auf die grüne Wiese erwogen. In den vergangenen Jahren hingegen findet unter den Schlagworten "Hochschulplatz Zürich" und "Science City" wieder eine Annäherung an Stadt und Universität Zürich statt.

"Nehmen Sie den Palais du Luxembourg, stellen Sie ihn auf den Montmartre, ersetzen Sie Paris durch den See – und Sie haben die Schule von Zürich." Das Hauptgebäude des Polytechnikums mit der Zürcher Altstadt und dem Zürichsee im Hintergrund, Stahlstich von 1875 (H. Zollinger).
"Nehmen Sie den Palais du Luxembourg, stellen Sie ihn auf den Montmartre, ersetzen Sie Paris durch den See – und Sie haben die Schule von Zürich." Das Hauptgebäude des Polytechnikums mit der Zürcher Altstadt und dem Zürichsee im Hintergrund, Stahlstich von 1875 (H. Zollinger).

Die internationale Attraktivität, welche die ETH Zürich über weite Strecken ihrer Geschichte auszeichnete, hatte sicher mit ihrem bald schon erworbenen guten Ruf zu tun, aber auch mit den Lebensbedingungen in Zürich. Die Stadt versprach ein beschauliches Leben und war lange Zeit – heute kaum mehr vorstellbar – ein verhältnismässig günstiges Leben. 1879 versuchte ein Franzose seinen Kollegen an der l'Ecole Centrale seine Zürcher Eindrücke wie folgt zu veranschaulichen: "Prenez le Luxembourg, placez le sur les buttes Montmartre, remplacez Paris par le lac, et vous aurez l'École de Zürich" (zitiert nach Comberousse 1879, 312).

Patrick Kupper

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