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Fonds: Die Finanzspritzen der Industrie

Der sich in den 1930er-Jahren abzeichnende Siegeszug apparategestützter Forschung stellte die ETH vor ein Kostenproblem: Neben der Mischfinanzierung von Instituten erwiesen sich vor allem die Fondsgründungen als erfolgreiches Finanzierungsmodell.

Einer der ersten Aufrufe zur Drittmittelbeschaffung kam von der Gesellschaft ehemaliger Polytechniker GEP: Bereits im März 1918 erliess ein von ihr bestelltes Initiativkomitee einen Aufruf zur Gründung einer "Stiftung zur Förderung schweizerischer Volkswirtschaft durch wissenschaftliche Forschung an der E.T.H.". Nach ausländischem Vorbild sollte diese Stiftung "die Durchführung von Arbeiten ermöglichen, für die der E.T.H. die Geldmittel fehlen, wofür sie aber vor allem die erforderlichen wissenschaftlichen Kräfte sowie die Räumlichkeiten und zum Teil auch die Einrichtungen zur Verfügung hat".

Hauptsächlich durch Beiträge der Industrie kam bis zum Frühjahr 1919 die Summe von rund 500'000 Franken zusammen. Ende 1920 fruchteten auch die wiederholten Anfragen beim Bundesrat: Bei der Auflösung der kriegswirtschaftlichen "Societé Suisse de Surveillances" sprach der Bund der Stiftung 400'000 Franken zu. Allerdings nur unter der Bedingung, dass die Privilegierung der ETH aufgehoben und der Stiftungszweck allgemeiner formuliert würde. Die fortan "Eidgenössische Stiftung zur Förderung schweizerischer Volkswirtschaft durch wissenschaftliche Forschung" – kurz "Eidgen. Volkswirtschafts-Stiftung" – genannte Einrichtung war an der ETH durch zweierlei Finanzierungsformen wirksam: Zum einen wurden Forschungen durch die Übernahme von Material-, Apparate- oder Personalkosten unterstützt. Zum anderen wurden neuartige wissenschaftliche Stossrichtungen durch die Eröffnung von Laboratorien überhaupt erst möglich. Zu den ersten, ganz oder grösstenteils durch die Volkswirtschafts-Stiftung finanzierten Forschungseinrichtungen an der ETH gehörten das 1927 eröffnete Psychotechnische Institut, das 1924 in Betrieb genommene Erdbau-Laboratorium, die Labore für angewandte Akustik und für photo-elastische Untersuchungen, 1927 unter der Leitung von Professor Franz Tank in Betrieb gesetzt.

"Die Zeiten, in denen Werkmeister-Routine die Hauptrolle spielte, sind vorbei. Wissenschaftliche Vertiefung und Prüfung, also Forschung allein, ist imstande, den intuitiven Gedanken fruchtbar zu machen. Forschung aber ist in der Regel nur mit Aufwand erheblicher Mittel durchzuführen", unterstrich ein 1930 erstellter Stiftungs-Rückblick den Pioniergeist der Volkswirtschafts-Stiftung (Schweizerische Bauzeitung, 1.11.1930). Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Stiftungsidee bereits weiterentwickelt und der Finanzierungsform des Fonds Platz gemacht. Anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens wurde die ETH "aus den Kreisen ihrer Freunde in Industrie, Technik und Wirtschaft" mit einem "Jubiläums-Fonds E. T. H. 1930" beschenkt.

Die Schenkungsurkunde hielt fest, dass der Fonds "im weitesten Sinne dem Zusammenwirken von Hochschule und Praxis auf dem Gebiete wissenschaftlich-technischer Lehre und Forschung zu dienen bestimmt ist". Zum Zeitpunkt seiner Übergabe, dem 31. Dezember 1930, enthielt der Fonds 1'366'611 Franken in Wertpapieren, von denen lediglich die Jahreszinsen verwendet werden sollten. Soweit keine besonderen Verwendungszwecke vorgesehen waren, wurden die Gelder von einem aus Vertretern des Schulrats, der ETH und der Donatoren zusammengesetzten Kuratorium vergeben. Besondere Auflagen stellten anfänglich der Verein schweizerischer Maschinen-Industrieller, die Firmen der chemischen Industrie sowie ein Zusammenschluss von Versicherungsgesellschaften. Letztere Spende in Höhe von 27'500 Franken sollte "der Abteilung für Mathematik und Physik zur Förderung des akademischen Nachwuchses" zugute kommen.

Anlässlich der Hundertjahrfeier der ETH, 1955, bilanzierte der Schulrat, "mit der Form des Fonds gute Erfahrungen gemacht" zu haben, "z. B. beim Aluminumfonds Neuhausen, dem Jubiläumsfonds E. T. H. 1930, dem Albert Barthfonds und vielen mehr". Ein Fonds sei einfacher zu verwalten als eine Stiftung. Man schlag daher vor, als Jubiläumsspende einen "Centenarfonds" als "zweckbestimmtes Sondervermögen des Bundes" zu gründen. Es seien jedoch neu die Zielsetzungen des Nationalfonds zu berücksichtigen: "Bei der Formulierung der Zweckbestimmung wäre es zweckmässig, die angewandte Forschung in den Vordergrund zu stellen, um eine mit dem Nationalfonds nicht zusammenfallende Zielsetzung zu haben. Der Nationalfonds fördert bekanntlich in erster Linie die Grundlagenforschung." (Schulratsprotokolle, SR2:1955). Ausserdem wurden Kredite aus dem Centenarfonds, der zum Zeitpunkt seiner Übergabe 7 Millionen Franken beinhaltete, stärker als bisher an die Unterrichts- und Forschungsgebiete der ETH und der mit ihr assoziierten Anstalten gebunden: "Es muss beigefügt werden, dass die Kredite aus dem Centenarfonds nur bewilligt werden dürfen im Sinne von Ergänzungskrediten zu den bisherigen Finanzquellen der E. T. H. "

Die Kapitalsammlungen in Form von Fonds erwiesen sich nicht nur als effiziente Finanzierungsstrategie, welche die Repräsentationsinteressen der Industrie genauso einbinden konnte wie die Flexibilitätsanforderungen des Hochschulbetriebs. Die Fondsgründungen hatten auch Auswirkungen auf die Forschungsorganisation. Im Gegensatz zur traditionell personengebundenen Organisationsweise der Wissenschaft, die Fächer und Probleme in Form von Lehrstühlen denkt, führte die neue, fondsbasierte Forschungsfinanzierung zu einer Projektstruktur der Forschung. In der Schweiz manifestierte sich dies mit der Einrichtung des Jubiläumsfonds 1930 und spätestens mit der Gründung des Schweizerischen Nationalfonds 1952. Der Wissenschaftssoziologe Rudolf Stichweh bringt die an Programmen und Projekten orientierte Forschungsförderung mit einer "Elementarisierung wissenschaftlicher Erkenntnisproduktion" in Verbindung: "Projekte implizieren eine geldanaloge 'Stückelung' des wissenschaftlichen Arbeitsprozesses. Sie müssen sich eine präzise Problemstellung vorgeben, sie sind zeitlich befristet und sie können bei Abschluss des Projekts in ihrem Erfolg evaluiert werden." Ähnlich wie zu Beginn moderner Wissenschaft um die Wende zum 19. Jahrhundert Fragestellungen ausgeklammert wurden, die keinen methodischen Zugriff erlaubten, so wurden mit der fondsbasierten Forschungsorganisation Fragestellungen problematisch, die sich nicht in Projekte zerlegen lassen (Stichweh 1994, 165).

Monika Burri

   
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