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Politkarrieren

 
   
           
 

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Der Traum von einer nationalen Hochschule

Die einen erblickten in ihr einen "Zankapfel", andere schwärmten von der "Krone des verfassungsmässigen Baues": Die Idee einer eidgenössischen Universität erhitzte die Gemüter mehr als das Projekt einer polytechnischen Hochschule.

In der ganzen Schweiz gebe es keine Anstalt, die den Namen Universität verdiene. Wer eine anständige wissenschaftliche Ausbildung suche, sei "genötigt, die Schweiz zu verlassen und zu einem deutschen oder welschen Nachbarlande seine Zuflucht zu nehmen", klagte der Luzerner Philosophieprofessor Ignaz Paul Vital Troxler in der Vorrede seiner 1829 publizierten Logik. Ähnlich wie der spätere Bundesrat Stefano Franscini in der "Statistica della Svizzera" von 1827 forderte Troxler die Bündelung aller Kräfte zur Schaffung einer nationalen Hochschule, die es mit den namhaften Universitäten Europas aufnehmen könne. Der Ruf nach einer eidgenössischen Universität, der im Umfeld der Bundesstaatsgründung laut wurde, war nicht neu.

Nationale Hochschule als diskursives Luftschloss? Westfassade des Semperbaus, Zeichnung von 1861
Nationale Hochschule als diskursives Luftschloss? Westfassade des Semperbaus, Zeichnung von 1861

Die Idee einer helvetischen "Zentralschule", aus der nicht nur "einsichtsvolle und sorgfältige Ärzte, aufgeklärte Sittenlehrer, helldenkende Gesetzgeber, fähige Regenten, sachkundige Richter, sinnvolle Gelehrte", sondern auch "erfindungsreiche Künstler, geschickte Baumeister und Ingenieurs" hervorgehen sollten, hatte bereits Philipp Albert Stapfer, der Unterrichtsminister der helvetischen Republik, in der 1798 verfassten "Botschaft des helvetischen Direktoriums" zur Diskussion gestellt. In einer Zeit, als in Basel die einzige Universität der Schweiz zu finden war, wirkten die an der Pariser Ecole polytechnique orientierten Vorschläge zur Verbesserung und Vereinheitlichung der Hochschulbildung ziemlich visionär.

"Der Bund ist befugt, eine Universität und eine polytechnische Schule zu errichten": Der Artikel 22, der so genannte "Hochschulartikel", war 1848 nur mit einer sehr knappen Mehrheit in die Bundesverfassung aufgenommen worden. Im Unterschied zum Projekt einer polytechnischen Schule, das eher kurzfristig und ohne grossen Widerstand zu einer wünschbaren Staatsaufgabe erklärt wurde, diskutierte man bereits bei der Bundesstaatsgründung äusserst kontrovers über die Chancen und Risiken einer nationalen Universität. In den Parlamentssitzungen im Januar 1854, während der in hitzigen Redetournieren über die Ausgestaltung des Hochschulartikels gestritten wurde, scheiterte schliesslich das als "geistige Stückgiesserei" apostrophierte Projekt einer eidgenössischen "Zentralakademie". Widerstand regte sich aus unterschiedlichen Lagern: Die Westschweiz, die sich in den 1830er-Jahren noch für ein interkantonales Vorgehen stark gemacht hatte, befürchtete nun eine deutschschweizerische Dominanz und damit den Verlust der kulturellen "Mannigfaltigkeit". Die konservative Seite konnte sich mit der Vorstellung einer "Vermengung" von "reformirten und katholischen Jünglingen" nicht recht anfreunden (NZZ, 20.1.1854).

Ausschlaggebend für den Rückzug waren aber nicht nur die separatistischen Drohgebärden aus der Westschweiz und aus den ehemaligen Sonderbundsständen. Ausschlaggebend für das Scheitern des Universitätsprojekts waren auch liberale Stimmen, wie etwa diejenige des St. Galler Nationalrats Hoffmann, der den neuen Bundesstaat mit möglichst passenden Institutionen ausstaffieren wollte: "Die jetzigen deutschen Anstalten passen nicht mehr. Die französischen Anstalten sind besser, praktischer. Bis man nicht etwas praktischeres zu Wege bringen kann, eile man langsam und suche die Sache nach und nach ins Leben einzuführen" (NZZ, 19.1.1854). Der Antrag, den die Hochschulbefürworter in "einem parlamentarischen Kunstreiterstück einiger Freisinniger" (Hans von Greyerz) hatten nachfolgen lassen, hielt sich zwar nicht an die empfohlene Besonnenheit. Doch mit der Gesetzesvorlage für eine in Zürich zu errichtende "eidgenössische polytechnische Schule in Verbindung mit einer Schule für das höhere Studium der exakten, politischen und humanistischen Wissenschaften", die am 7. Februar 1854 mit 63 zu 25 Stimmen verabschiedet wurde, sollte eine auf eidgenössische Bedürfnisse zugeschnittene Kaderschmiede geschaffen werden.

Monika Burri

   
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