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ETHistory 1855-2005 | Rückblicke | Departemente | AGRL | Problemlagen |

Problemlagen

Problemlagen entstehen in einem Departement, wenn es auf veränderte oder neue äussere Herausforderungen in Unterricht und Forschung nicht zeitgerecht reagieren kann. Selbst bei weitsichtiger Vorausplanung und ständiger Bereitschaft zum Wandel tritt diese Situation ein und darf nicht einfach als Schwäche eines Departements betrachtet werden. Die Portfolio-Analyse des ETH-Rats, welche anfangs der neunziger Jahre die systemorientierten Naturwissenschaften und insbesondere die Agrarwissenschaften in die linke untere Ecke des strategischen Beurteilungsschemas, also als wenig bedeutungsvoll und nicht förderungswürdig platzierte, stellte über Jahre eine derartige Herausforderung dar und führte hie und da zu einem unnötigen Kräfteverschleiss. Erst in jüngster Zeit ist die Bedeutung der systemorientierten Naturwissenschaften vom ETH Rat wie auch von der ETH Schulleitung wieder erkannt worden, was unter anderem die Gründung des Centre for Earth, Environment and Natural Resources (CEEN) auslöste. Dass die Agrar- und Lebensmittelwissenschaften nicht in globo von der ETH auf die Fachhochschulen abgeschoben werden können, sondern dass sich diese Institutionen in Zukunft gegenseitig ergänzen sollen, scheint mittlerweile auch klar geworden zu sein.

Unvorhergesehene budgetäre oder organisatorische Restriktionen sind weitere Gründe für Problemlagen. So klafft unter anderem seit der Auflösung des Instituts für Toxikologie in Schwerzenbach vor nun fast schon zehn Jahre eine Lücke in der Lebensmitteltoxikologie. Deshalb sind mehrere Jahrgänge von Lebensmittelwissenschafterinnen und -wissenschaftern in diesem Fachbereich ungenügend ausgebildet worden. Von eben solcher Tragweite ist die Streichung der Professur für Agrarwirtschaft und Ernährungsökonomie. Dadurch wurde nicht zuletzt die Ausbildung von Kompetenzen in "Policy Making", die in der Entwicklungszusammenarbeit von grosser Bedeutung sind, empfindlich geschwächt. Es wird sich zeigen, ob die geplante Bündelung der Sozialwissenschaften im Rahmen des CEEN eine tragfähige Lösung bringt, um die Professur zu ersetzen.

Grosse Schwankungen der Studierendenzahlen treffen ein systemorientiertes Departement wie das D-AGRL stärker als eine disziplinäre Einheit wie die Mathematik oder die Chemie. Weil sich innerhalb des D-AGRL verschiedenste Disziplinen der Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften am Unterricht beteiligen müssen, lassen sich Unterrichtsverpflichtungen und Assistenzen nicht einfach von einer Professur auf die andere verschieben. Gegenwärtig stellen die rückläufige Zahl von Studierenden in den Agrarwissenschaften und die steigenden Semestergrössen in Lebensmittelwissenschaften eine grosse Herausforderung für das D-AGRL dar. Die Selbstverwaltung des Departements, der ein mit der Schulleitung fix vereinbartes Globalbudget zugrunde liegt, macht die Suche nach tragfähigen Lösungen trotz traditionell positiver Gesprächskultur unter den Fachprofessorinnen und -professoren im D-AGRL nicht einfacher.

Die Entwicklung der Gentechnologie, von der modernen molekularbiologischen Forschung erschlossen und auch für die landwirtschaftliche Produktion und die Lebensmittelverarbeitung anwendbar gemacht, löste in den vergangenen Jahren immer wieder öffentliche Grundsatzdiskussionen aus. Die Auseinandersetzungen tangieren nicht nur die Anwendung der Gentechnologie in der Praxis, sondern auch die für eine Hochschule zentrale Frage, wieweit die Forschungs- und Lehrfreiheit in einem Wissenschaftsbereich aufrechterhalten werden kann oder eingeschränkt werden darf, zum Beispiel durch ein Moratorium. Ab 1985 waren es Untersuchungen mit transgenen Kaninchen, die bald einmal zu Anzeigen einer lokalen Tierschutzvereinigung gegen die Forschergruppe im D-AGRL und zu parlamentarischen Anfragen zum Sinn und Nutzen dieser Experimente führten. Damals hatte man noch den Eindruck, dass die Sensibilität der Öffentlichkeit daher rührte, dass mit Säugetieren experimentiert wurde und derartige Diskussionen im Bereich der Pflanzengenetik nicht auftreten würden. Heute sieht die Situation ganz anders aus, denn die Erfahrungen mit den Freisetzungsversuchen von transgenem Weizen in Lindau-Eschikon zeigten ein prinzipielles Unbehagen vieler gesellschaftlicher Gruppen gegenüber der Gentechnologie im Agrar- und Lebensmittelbereich. Das D-AGRL hat sich den Fragen zur Ausrichtung der molekularbiologischen Forschung und des Einsatzes der Gentechnologie immer in der vollen wissenschaftlichen Verantwortung gestellt und wird sich ihnen auch weiterhin stellen. Die Verantwortung wiegt besonders schwer, wenn man bedenkt, dass mit der heutigen Forschung gleichzeitig die Ausbildung der kommenden Generation von Fachleuten verknüpft ist und dass deshalb eine nicht sachlich begründete Einschränkung der Forschung immer auch zu Lücken in der Ausbildung führt.

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© 2005 ETH Zürich | Impressum | 5.4.2005 | !!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!