030109072501
Ein Übersetzungsbüro empörte sich 1975 in einem NZZ-Inserat über "den neuesten Zwitter für Fremdwörtler, den eine Firma anbot: Informatik." Der Inserent konnte dem Wort keine Begriffsbegrenzung zuweisen. Carl August Zehnder entgegnete daraufhin mit folgender Definition:
"Informatik ist das Wissenschaftsgebiet der Informationsverarbeitung
und -speicherung, eine Neubildung, die dem englischen «computer
science» entspricht und zuerst im Französischen als «informatique»
Eingang gefunden hat."
Obschon Zehnder damit eine Antwort zur Herkunft des Wortes liefern konnte, bestanden auch Jahre später noch Unklarheiten bezüglich dem Inhalt von "Informatik". Anlässlich der ersten Diplomfeier von Informatik-Ingenieuren an der ETH erschien folgende Definition:
"Informatik umfasst das Fachgebiet der Informations- und
Datentechnik,
wobei der Computer und seine Anwendungen eine zentrale Rolle spielen.
Zur Informatik gehören verschiedene Teilbereiche wie «Elektronische
Datenverarbeitung (EDV)», «Computerwissenschaften» und «Programmieren»."
Dieses Zitat zeigt die offensichtlichen Probleme: Computerwissenschaften werden hier als Teil der Informatik bezeichnet, obschon der Artikel explizit das Informatikstudium behandelt. So erstaunt es nicht, wenn auch anfangs der 1990er Jahre Jürg Gutknecht, Professor für Informatik an der ETH Zürich, festhält:
"Genau genommen bestehen jedoch auch heute noch
Meinungsverschiedenheiten darüber, ob die Datenverabeitung nun eine
Wissenschaft oder eine Ingenieurtätigkeit sei, [...]. Jedenfalls
verwende ich ab jetzt besser den neutraleren und in Europa viel
geläufigeren Begriff Informatik anstelle von Computerwissenschaften."
©
2005
ETHistory 1855-2005
| Last update:
23.5.2005 |
/rueckblicke/departemente/dinfk/weitere_seiten/begriff_informatik/index/_DE