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ETHistory 1855-2005 | Rückblicke | Departemente | Institutionelle Entwicklung |

Management, Technologie und Ökonomie (MTEC)

Institutionelle Entwicklung

von Hugo Tschirky, emeritierter Professor für Betriebswissenschaften
am D-BEPR, heute D-MTEC

Die Wurzeln des am 1. Oktober 2004 gegründeten ETH-Departements „Management, Technologie und Oekonomie“ reichen ins Jahr 1928 zurück, als der Schweizerische Schulrat am 1. Dezember die Gründung eines Betriebswissenschaftlichen Instituts (BWI) an der ETH beschlossen hatte. Treibende Kräfte waren einerseits Unternehmerpersönlichkeiten der Schweizer Industrie. Zu ihnen zählten Iwan Bally, Leo Bodmer, Adolf Bühler, Anton Schrafl und Hans Sulzer. Andererseits sind es der akademische Weitblick des damaligen Schulratspräsidenten Professor Arthur Rohn und die Initiative des Volkswirtschaftsprofessors Eugen Böhler, die zur Einrichtung eines wirtschaftsorientierten Lehr- und Forschungsinstituts geführt hatten. Den Gründungsakten ist zu entnehmen, dass die neue Institution der werdenden Einheit zwischen Technik und Wirtschaft entsprechen sollte, die für das veränderte Berufsbild des Ingenieurs als wegweisend erachtet wurde: Während sich der Ingenieur in früheren Jahren „nur in seiner konstruktiven Welt bewegte“, ergab sich zunehmend die Notwendigkeit, sich ebenfalls mit wirtschaftlichen Problem auseinander zu setzen. Die Schaffung und Vermittlung der entsprechenden Ausbildungsgrundlagen war denn auch die eine Kernaufgabe des am 1. Oktober 1929 unter der Leitung von Prof. Eugen Böhler (am BWI von 1929 bis 1931) offiziell in Betrieb genommenen BWI. Komplementär zum Lehrauftrag wurde als zweiter Schwerpunkt der Aktivitäten die „Durchführung besonderer betriebswissenschaftlicher Forschungsarbeiten für die Bedürfnisse des schweizerischen Wirtschaftslebens“ vorgegeben.

Der Struktur der damaligen Schweizer Wirtschaft entsprechend war das BWI anfänglich und für längere Zeit auf die Betriebsorganisation und die Produktion der industriellen Unternehmen ausgerichtet. Führende Professoren waren Prof. René de Vallière (am BWI von 1931 bis 1950) und Prof. Eberhard Schmidt (am BWI von 1950 bis 1954). Aus dieser Zeit stammt ebenfalls die Aufnahme der Beratungstätigkeit, die seit Beginn ihrer Tätigkeit das Ziel verfolgte, betriebswissenschaftliche Erkenntnisse professionell in die Praxis der Unternehmensführung umzusetzen. Im Jahr 1936 wurde die Ausbildungsrichtung Betriebswissenschaften in den Studienplan der Abteilung für Maschineningenieurwesen aufgenommen.

Unter Professor Walter Daenzer (am BWI von 1954 bis 1975) erfuhr das BWI eine wesentliche thematische Erweiterung. Mit der Bezeichnung „Systems Engineering“ (SE) wurde eine universelle Problemlösungstechnik entwickelt. Sie bildete den Inhalt eigener Vorlesungen und war bis in die heutige Zeit die Grundlage der Durchführung sämtlicher Studienarbeiten in Betriebswissenschaften. Eine zweite Verstärkung erfuhr das BWI durch die Wahl von Prof. Alfred Büchel (am BWI von 1970 bis 1991), der sich primär mit dem Lehr- und Forschungsgebiet von Logistik, Planung und Steuerung befasste. In diese Zeit fällt ebenfalls die Einführung des Nachdiplomstudiums (NDS) in Betriebswissenschaften. Weitere Ernennungen in den folgenden Jahren waren: Prof. Ernst Brem (am BWI von 1975 bis 1987) als Nachfolger von Prof. Walter Daenzer, Prof. Hugo Tschirky (1982-2005, Gesamtführung, Technologie- und Innovationsmanagement, Leiter NDS), Prof. Seiler (am BWI von 1983 bis 1987, Marketing und finanzielle Führung), Prof. Huber (am BWI von 1987 bis 2001, Nachfolger von Prof. E. Brem, Produkt- und Prozessinnovation) und Prof. Paul Schönsleben (am BWI seit 1991, Logistik, Supply Chain Management, Informationsmanagement).

In diesem chronologischen Abriss zeichnet sich eine thematische Entwicklung des BWI ab, die sich schrittweise einer Abdeckung aller wesentlichen Unternehmensfunktionen annäherte. Zwar dominierten nach wie vor die Belange der industriellen Unternehmen, doch zunehmend - und von der Wirtschaft auch erwartet – wurden ebenfalls Problemstellungen der Finanz- und Dienstleistungsinstitutionen feste Bestandteile der Forschung, Lehre und Beratung des BWI. Diese thematische Intensivierung veranlasste zudem, entsprechend erweiterte Lehrgefässe zu planen. So wurde am 20. Juni 1989 der Schulleitung ein Projekt unterbreitet mit der Bezeichnung „Management Education at ETH“.

Im Vorfeld dieses Vorschlags unternahmen die Prof. Fritz Widmer und Hugo Tschirky im Auftrag der Schulleitung eine Studienreise durch die USA. Sie verfolgte den Zweck, über die aktuelle Managementausbildung an technischen Universitäten ein schlüssiges Bild zu vermitteln. Es stellte sich heraus, dass damals in den Vereinigten Staaten über 400 MBA-Ausbildungsstätten existierten, deren Lehrpläne in erster Linie auf die Belange von Marketing, Finance und General Management ausgerichtet waren und daher die Eigenart von technologie- und innovationsgetriebenen Unternehmen nicht genügend berücksichtigten.

Demgegenüber wurden an etwa 20 technischen Universitäten Ausbildungsprogramme angeboten unter Titeln wie „Engineering Management“, „Management of Technology“ und „Technology Management“. Unter diesen gehörte das „Management of Technology“ Programm des MIT zu den bekanntesten. In Europa betrug zu dieser Zeit die Zahl der allgemein gehaltenen MBA-Programme etwa 30, während die technologie-orientierten Managementlehrgänge noch kaum bekannt waren. Aufgrund dieses Befundes beinhaltete der erwähnte Antrag die Schaffung einer „Engineering Business School“ (EBS). Die EBS war im Kern geplant als führende Ausbildungsinstitution, die in erster Linie Studierenden und Absolventen von technischen Universitäten offen stehen sollte. Der Lehr- und Forschungsschwerpunkt der EBS war auf technologie- und innovationsgetriebene Unternehmen und deren Führung auf allen Stufen ausgerichtet. Mit dieser Fokussierung wurde ein Zweifaches angestrebt: Einerseits sollte die EBS durch eine Vielfalt von MBA-Programmen und Executive Seminars jene Kompetenzen vermitteln, die zu Führungsaufgaben bis zur Gesamtleitung von Unternehmen befähigen sollen. Andererseits soll mit dem Schwerpunkt auf technologie- und innovationsgetriebene Unternehmen eine klare Profilierung der ETH gegenüber wirtschaftsorientierten Universitäten geschaffen werden.

Die Schulleitung beurteilte den Vorschlag positiv und beschloss, als ersten Schritt und in Zusammenarbeit mit dem IMD und der ETH Lausanne ein Senior Executive Management Program von 9 Wochen Dauer anzubieten. Als Leiter konnte Prof Derek Abell gewonnen werden. Mit koordinationsbedingter zeitlicher Verzögerung startete das Program erfolgreich als „Leadership Competencies Program“ und trägt heute den Namen „Mastering Technology Enterprise“. Die durchschnittliche Teilnehmerzahl bewegt sich zwischen 30 und 40.

Mit der Option, die EBS zu einem späteren Zeitpunkt im geplanten Umfang zu realisieren, wurde 1989 neu die ETH-Abteilung „Betriebs- und Produktionswissenschaften“ (IIIE) gegründet. Sie erhielt im Zuge einer späteren ETH-weiten Reorganisation den Departementstatus (D-BEPR). Der Lehrplan der neuen Abteilung erstreckte sich über vier Unterrichts- und ein Diplomsemester. Die regulär Studierenden absolvierten vor ihrem IIIE-Eintritt die vier ersten Semester einer der ETH-Abteilungen für Maschineningenieurwesen (IIIA), Elektrotechnik (IIIB), Informatik (IIIC) oder Werkstoffe (IIID). Mit einem weitgehend identischen Lehrplan – ohne den Lehrteil über Produktion, jedoch erweitert um Lehrveranstaltungen zum Thema Management - wurde parallel zum regulären Diplomstudium weiterhin das Nachdiplomstudium „Betriebswissenschaften“ angeboten.

Mit dieser strukturellen Erneuerung war die Chance verbunden, den direkten Einbezug der tragenden Unternehmensfunktionen in das Lehr- und Forschungsgebäude der Betriebswissenschaften noch zu vertiefen. Dies geschah durch die Gewinnung zahlreicher Institute und Lehrstühle – zusätzlich zu den bestehenden BWI Professuren - als reguläre oder assoziierte Mitglieder der neuen Lehrabteilung. Es handelte sich um das Institut für Arbeitspsychologie (Prof. Eberhard Ulich), das Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie (Prof. Helmut Krueger), das Institut für Textilmaschinenbau & Textilindustrie (Prof. Urs Meyer), das Institut für Umformtechnik (Prof. Josef Reissner), das Institut für Werkzeugmaschinen (Prof. Mathias, später Prof. Fritz Rehsteiner), das Institut für Operations Research (Prof. Hans-Jakob Lüthi), die Professur für Betriebwirtschaft (Marketing, finanzielle Führung, Prof. Armin Seiler), die Professur für Unternehmensführung & Technologiemanagement (Prof. Fritz Fahrni) und die Professur für Rechtswissenschaft (Patente & Geistiges Eigentum, Prof. Gérard Hertig).

Mit dieser Ausstattung wurden erste Voraussetzungen geschaffen, um im Rahmen der Lehr- und Forschungsaufgaben die Realität von Unternehmen und Betrieben betriebswissenschaftlich abzubilden. Das reale Geschehen in Unternehmen und Betrieben ist Ausgangspunkt und Ziel der betriebswissenschaftlichen Erkenntnis zugleich. Die Realität von Unternehmen lässt sich aus einer gleichzeitig zweifachen Sicht erfassen. Zum einen sind es die zahlreichen Disziplinen der Natur- und Sozialwissenschaften, die in der Lage sind, über sie aspektweise erklärende und empfehlende Aussagen zu machen. Im Vordergrund stehen die Ingenieur- und Arbeitswissenschaften, die Wirtschafts- und Rechtswissenschaften sowie die Umweltwissenschaften. Zum andern stellt diese Realität ein unteilbares Ganzes dar, was erfordert, sie zusätzlich aus einer ganzheitlichen Sicht zu verstehen. Diese ganzheitliche Sicht zu vermitteln gehört zu den Kernaufgaben der Betriebswissenschaften. Sie ist integrierend und gestaltend zugleich: Aus integrierender Sicht werden einerseits die Erkenntnisse der aspektweisen Betrachtung zu einem einheitlichen Bild zusammengeführt. Daraus ergeben sich andererseits neue Ansätze zu Gestaltung von Unternehmen, vor allem im Bereich der Führung und des gemeinsam zu optimierenden Arbeits- und Technologieeinsatzes.

Diese Grundgedanken prägten zum einen den viersemestrigen allgemeinen Lehrplan und den vielfältigen Inhalt der Vertiefungsblöcke in Fertigungstechnik und Produktionsmaschinen, Umformtechnik, Integrierte Produkte-Entwicklung, Automatisierte Produktion, Mechanische Verfahrenstechnik und Apparatebau, Computer und Netzwerke, Informationssysteme, Arbeitswissenschaften, Technologie- und Innovationsmanagement, Betriebswirtschaftslehre und Logistik- und Informationsmanagement. Zum andern wurden ihnen durch die Gründung des ETH-Zentrums für Unternehmenswissenschaft - als Nachfolgeorganisation des BWI - Ausdruck gegeben.

Die Entwicklung des D-BEPR während der Jahre 1989-2004 - seit der Gründung bis zur Reorganisation – war höchst erfreulich: 862 Studierende besuchten das Diplomstudium, von denen 645 mit dem Diplom ausgezeichnet wurden. Im gleichen Zeitraum wurden 172 Doktorurkunden übergeben. Das NDS verzeichnete 790 Teilnehmer, von denen 650 das Diplom erwarben.

Mit der eingangs erwähnten Gründung des Departements „Management, Technology, and Economics (D-MTEC) im Jahr 2004 fällte die Schulleitung eine weitere bedeutungsvolle Entscheidung. Ausschlaggebend für diesen Schritt waren mehrere Gründe: Ein erster war gegeben durch den Umstand, dass während der Jahre 2003-2005 mehrere Professuren des Departements neu zu besetzen waren. Damit bestand die Gelegenheit, neue Lehr- und Forschungsschwerpunkte festzulegen. Unter ihnen sind die deutlich erhöhte Bedeutung der immateriellen Produktion im Rahmen des Dienstleistungs- und Finanzsektors, der Energiewirtschaft, der Bereich „Wertschöpfung“ einschliesslich Human Resources Management, Innovationsmarketing, Nachhaltigkeit, Riskmanagement und der Einbezug der angewandten Oekonomie hervorzuheben.

Der unter diesen Voraussetzungen vorgesehene Lehrkörper umfasst gegenwärtig folgende Professuren: Prof. Roman Boutellier (Innovations- und Technologiemanagement), Prof. Lucas Bretschger (Ressourcenökonomie), Prof. Fritz Fahrni (Unternehmensführung & Technologiemanagement), Prof. Elgar Fleisch (Informationsmanagement), Prof. Massimo Filippini und Prof. Eberhard Jochem (Energiewirtschaft), Prof. Gudela Grote (Human Resources Management und Organisationsentwicklung), Prof. Paul Schönsleben (Operations und Supply Chain Management), Prof. Frank Schweitzer (Systemgestaltung), Prof. Theo Wehner (Organisationsdynamik, Wissens- und Projektmanagement) und Prof. Volker Hoffmann (Nachhaltigkeit und Technologie). Noch nicht besetzt sind die Professuren für Innovationsmanagement und –marketing, Innovationsökonomie, Entrepreneurial Risk Management, Mensch-Technik-Interaktion und für Logistics & Factory Management.

Schliesslich widerspiegelt der Entscheid das erweiterte Aufgabenbewusstsein einer führenden technischen Hochschule: durch die fortwährende Schaffung von originärem ingenieur- und naturwissenschaftlichem Wissen weltweit eine Spitzenposition einzunehmen und gleichzeitig über die Kompetenz zu verfügen, die gesellschaftlich nützliche Nutzung dieses Wissens verantwortet mitzubestimmen.

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