ETHistory 1855-2005 | Rückblicke | Departemente | INFK | Weitere Seiten | index | Institut für Angewandte Mathematik |
|
|
Wichtiger Hinweis:
Diese Website wird in älteren Versionen von Netscape ohne graphische Elemente dargestellt. Die Funktionalität der Website ist aber trotzdem gewährleistet.
Wenn Sie diese Website regelmässig benutzen, empfehlen wir Ihnen, auf Ihrem Computer einen aktuellen Browser zu installieren.
Weitere Informationen finden Sie auf
folgender Seite.
Important Note:
The content in this site is accessible to any browser or Internet device,
however, some graphics will display correctly only in the newer versions of
Netscape.
To get the most out of our site we suggest you upgrade to the latest
Netscape.
More information
Auf
Jahresbeginn 1948 wurde das Institut für Angewandte Mathematik
gegründet, zum Vorsteher wurde Prof. Eduard Stiefel ernannt. Ziel des neuen
Instituts war es, an der ETH programmierbare
Rechenleistung verfügbar zu machen. Es bestand indessen nicht nur
innerhalb der Hochschule eine Nachfrage nach
Rechenleistung, sondern auch von Seiten der Privatwirtschaft und der
Armee. Am Ende der 1940er Jahre waren noch keine kommerziellen Computer
erhältlich, jede Maschine wurde von Grund auf neu konstruiert. In
zahlreichen wissenschaftlichen Institutionen auf der ganzen Welt waren
Projekte zur Planung und zum
Bau solcher Anlagen im Gang.
Stiefel stellte Heinz Rutishauser und Ambros P. Speiser als Assistenten ein. Beide hatten an der ETH studiert, ersterer Mathematik, letzterer Elektrotechnik. Das Dreierteam verschaffte sich in einer ersten Phase einen Überblick über Computerprojekte an anderen Universitäten und Hochschulen. Vom Oktober 1948 bis März 1949 wurde eine gemeinsame Studienreise in die USA unternommen, Rutishauser und Speiser blieben sogar bis zum Ende des Jahres 1949. Während diesen Aufenthalten wurde ihnen weitreichenden Einblick in die verschiedenen Projekte ermöglicht, zurück in Zürich konnten sie auf ein breites Wissen über den gegenwärtigen Stand abstützen. Stiefel reiste vom Juli 1951 bis Februar 1952 ein zweites Mal in die USA. Ihm fiel auf, dass sich seit seinem ersten Aufenthalt der Bau mehrerer grosser Computer verzögert hatte und dass Projekte sogar abgebrochen worden waren. Stiefel gelangte zum Schluss, dass ein Schweizer Computer im Vergleich zu den amerikanischen nicht nur günstig, sondern auch einfach aufgebaut sein musste. Nur so würde sich der Bau einer Anlage an der ETH realisieren lassen.
Auf den Studienreisen wurde zudem klar, dass die Projektierung und der Bau eines eigenen Rechners mehrere Jahre beanspruchen würden. Um dennoch möglichst bald über programmierbare Rechenkapazität zu verfügen, evaluierte Stiefel zunächst den Kauf einer Lochkartenmaschine von IBM, deren Nutzen für das Institut aber beschränkt war. Dann vernahm er, dass der deutsche Ingenieur Konrad Zuse eine seiner Relais-Rechenmaschinen durch die Wirren des Zweiten Weltkriegs hatte retten können. Zuse hatte seinen Z4-Computer am Ende des Krieges aus dem umkämpften Berlin nach Hopferau im Allgäu transportiert. Stiefel schloss mit ihm einen Vertrag ab und mietete die Z4 zu einem jährlichen Preis von 10'000 Franken. Nach Ablauf dieser Zeit bestand die Option, die Maschine für weitere 20'000 Franken zu kaufen. Der Abschluss kam zu Stande obwohl die Z4 als Relaiscomputer gegenüber der modernen Röhrentechnik bereits als veraltet galt. Stiefel unterschrieb aber nicht zuletzt deshalb, weil die Z4 zu diesem Zeitpunkt der einzige überhaupt verfügbare Computer auf dem europäischen Kontinent war. |
Im
August
1950 wurde die Z4, der erste Computer an der ETH, im Hauptgebäude
installiert. Zuse weilte immer
wieder in Zürich, um Servicearbeiten an seiner Maschine durchzuführen.
Abgesehen von
Ausfällen an mechanischen Teilen, vor allem im Speicher, arbeitete sie
aber äusserst zuverlässig. Wenige Wochen nach der Installation nahm sie
den produktiven
Betrieb auf.
In der Regel lief die Z4 Tag und Nacht, bei langen Jobs
oft ohne
Aufsicht. In seiner Autobiografie schreibt Zuse über seine Aufenthalte
an der ETH:
"Immerhin besass das
verschlafene Zürich durch die ratternde Z4 ein, wenn auch bescheidenes,
Nachtleben. Ich selbst besass einen Schlüssel zum Hauptgebäude der ETH, und
manches Mal bin ich spät in der Nacht durch die einsamen Züricher Gassen
gegangen, um nach der Z4 zu sehen. Es war ein eigenartiges Gefühl, in die
menschenleere ETH einzutreten und bereits im Parterre zu hören, dass die Z4 im
obersten Stock noch einwandfrei arbeitete."
Parallel
zur Inbetriebnahme der Z4 begann die Planung der ERMETH (Elektronische
Rechenmaschine an der ETH). Der Bau dieses ETH-eigenen Computers konnte
1957 erfolgreich abgeschlossen werden.
![]() |